Marktplatz

"Hast du doch." kam es von Muriel vollkommen sicher. In seinen Augen, bzw. Ohren hatte Bray es eben so betont, egal ob er es wirklich getan hatte oder nicht. War doch auch vollkommen unwichtig was er dazu sagte. Er hatte soeben zugebenen, dass es Jesus-Menschen, ächem, übernatürliche Wesen gab! Oder doch nicht?
Mit gerunzelter Stirn hörte er Brays, wieder mal viel zu langem Vortrag zu. Ernsthaft, wie sollte man bei soviel Geschwafel noch richtig folgen können? Aber dieses Mal war es wenigstens kein Vortrag über langweiliges Zeug sondern etwas interessantes deshalb bekam er alles mit. Naja, größtenteils. "Also ich glaube an so Zeug. Wäre ja total langweilig wenn es sowas nicht geben würde." erwiderte er schließlich. "Außerdem gibts auf jeden Fall Drachen und Orks. Die sehen nur aus wie Menschen aber wenn man sie sich mal richtig anguckt merkt man mit was man es zu tun hat." meinte er und nickte nachdrücklich. Drachen war er auf jeden Fall schon viel zu vielen begegnet. Frauen, oder auch Männer, die einem einfach alles miesreden konnten und sich über jeden Mist aufregten. Schrecklich. Und Orks... Davon gabs auch zuviele. Aber wenigstens konnte man mit denen noch irgendwie auskommen.
Auch Muriel machte sich daran Geld abzuholen. Dabei sah er extra nicht auf den Kontostand, der wahrscheinlich eh wieder viel zu niedrig war. Er musste unbedingt mal wieder seinen Charme bei seinen Eltern spielen lassen sonst konnte er sich die Zigaratten für diesen Monat abschminken.
"Wohin wollten wir jetzt nochmal?" fragte er nach nachdem er sich sein Geld in die Hosentasche geschoben hatte und sah sich um. Er erblickte einen Typen mit Gitarre. Geld würde er ihm wohl nicht geben können aber das erinnerte ihn daran, dass er seiner Gitarre wohl auch wieder mal etwas Aufmerksamkeit schenken sollte. Im Moment lag sie viel zu oft in einer Ecke seines Zimmers rum. Unbenutzt. Armes Ding.

Bray öffnete den Mund, um zu widersprechen, ließ es dann aber bleiben, als er den unschlagbaren Blick in Muriels Augen sah. Egal, was der kleine Goldjunge noch von sich geben würde, es würde sie nur weiter in dieses Thema verstricken, und würde sich weiter irgendwelche angeblichen Statements holen, die Bray nie abgegeben hatte. Dann besser schweigen.
"... Konzentration ist nicht so deine Sache, was?" Die Frage meinte Bray nicht einmal böse, nur fiel halt auf, dass Muriel irgendwie Schwierigkeiten beim Zuhören und bei längeren Aufmerksamkeitsphasen zu haben schien. "Wir wollten was essen,... und mir ist egal wo, solang' ich da nichts mit Fleisch essen muss."
Muriels Blick folgend sah er den jungen Straßenmusiker und musterte ihn stirnrunzelt, da irgendetwas an ihm seltsam wirkte. Was genau es war, wusste Bray nicht, aber jetzt, wo er der Blick einmal auf ihn gelenkt hatte und ihn aktiv registriert hatte, ja sogar noch 'abcheckte', fühlte er sich wie in der Gegenwart eines Wildtieres, das einem durchaus gefährlich werden konnte. Seltsam...
Nun, vielleicht war er nur sehr hungrig, ein wenig schmächtig wirkte er ja schon und Menschen waren immerhin das 'Graumsamste Tier auf Erden', wollte man dem Schild über einem Spiegel in dem Zoo, den er mit dem Heim damals besuchen musste, glauben. Im Wissen, das Anstarren äußerst unhöflich war, fuhr sein Blick wieder weg und seine Hand in die Tasche, wo er sein Portmonee aufzubewahren pflegte. Vielleicht hatte er ja noch ein paar Cent, die er teilen konnte, denn wie er den Gitarrenspieler so betrachtet hatte, hatte er neben dem Raubtier-Eindruck auch das Gefühl bekommen, dass er durchaus ... Hilfe benötigte? Einsam war? Es ernst meinte? Bray konnte es nicht einmal beschreiben, es war nur ein vages Gefühl, dass es ihm richtig erscheinen ließ, das nächstbeste Hartgeld, dass er zwischen die Finger bekam, dem jungen Mann in die Tasche zu werfen, wenn sie gleich an ihm vorbeigehen sollten.
"Du hast gesagt, wir sollten ein Baguette essen gehen, erinnerst du dich, Muriel?", fuhr Bray stumpf nach einer kurzen Gesprächspause fort und würde dann wohl sich mit dem aufgedrehten jungen Mann in Bewegung setzen, denn mittlerweile war er wirklich hungrig.
Sie gingen tatsächlich Richtung Straßenmusiker, und so warf Bray, obwohl sie nicht ganz so nah an ihm vorbeigingen, ein Zwei-Euro-Stück gezielt und ohne anzuhalten in die Tasche, in der sich bisher nur ein paar Kupfer- und Messingfarbene Münzen befanden. Scheinbar war Jesus auch ein guter Werfer - aber er war ja auch Jesus!
Bray jedoch fühlte sich besser, nachdem er die zwei Euro los war. Selbstlos war die Tat also nicht, aber er ahnte, wie schwer das Leben sein konnte, wenn man es auf hart gestellt hatte, bevor man zu spielen begann, und irgendwie wollte er sich auch für das Anstarren, dass der junge Mann vermutlich nicht mal mitbekommen hatte, entschuldigen.
Mit erleichterten Gewissen wollte er weiter gehen, wenn Muriel ihn nicht wieder aufhielt.

(Einfach um die Chance zu geben mitzuspielen Also sowohl Jackie als auch Muriel können reagieren - Bray muss nicht mehr auf dem Marktplatz bleiben, das kann auch jetzt wieder nen Ortswechsel geben xD)

Jackie spielte gedankenverloren und lies immer wieder den Blick über den Platz huschen und musterte die vorbeiziehenden Menschen. Heute war kein guter Tag, aber zumindest das Abendessen hatte er schon beisammen. Immer wenn etwas mehr Geld in der Tasche lag entnahm er es sofort, er hatte die Erfahrung gemacht, dass das half andere Menschen zum geben zu animieren. So klimperten in seiner Tasche jetzt schon drei oder vier Euro als er fast die Hälfte davon noch einmal in die Tasche geworfen bekam. Er lächelte dem Mann dankbar hinterher und nickte leicht.
Sechs Euro waren echt nicht viel, aber immerhin würde es für ein leckeres Mittagessen reichen, dann würde er es an einer anderen Stelle erneut versuchen, vielleicht vor dem Einkaufszentrum, wenn bei den Damen das Geld in der Börse eh lockerer saß... Also beendete er das Lied mit einem Akord und erhob sich dann. War vielleicht eh besser nicht zu lange an einem Ort zu bleiben, wo die Polizei regelmäßig vorbei schaute. Er klaubte schnell das Geld zusammen und lies es in seiner Tasche verschwinden, dann packte er die Tasche und die Gitarre und war wenige Augenblicke später abzugsbereit.
Wo wollte er etwas essen? Auf jedenfall irgendwas mit Fleischgeschmack, wenn es ein Burger war sollte es ihm recht sein, die triefenden Fettschleudern enthielten zwar wahrscheinlich weniger richtiges Fleisch, als eine Scheibe Brot, aber immerhin schmeckten sie auch besser als Brot!
Er entschied sich eher instinktiv für eine Richtung und schlug die gleiche an, wie die beiden Passanten gerade.

(ich will einsteigen )

Muriel schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." gab er grinsend zurück. Was daran zum Grinsen war wusste er zwar selbst nicht so genau aber besser lachen als weinen, oder? Aber darüber zu weinen unkonzentriert zu sein wäre dann doch etwas seltsam. Besonders, weil es ihn ja gar nicht störte. Konnte es auch gar nicht, immerhin konzentrierte er sich auf das unkonzentriert sein nie genug um... Mooment, was? Gott, selbst in seinem Kopf herrschte vollkommenes Chaos. Kein Wunder, dass er so unkonzentriert war. Naja, egal.
"Aber da sind wir wohl einer Meinung. Ich esse auch kein Fleisch." erzählte er. "Dann wäre wohl echt ein Baguette gut. Hatten wir doch eben von gesprochen oder?" fragte er. Irgendwas mit Baguette war da auf jeden Fall in seiner Erinnerung. Ob er es nun ausgesprochen hatte oder nicht, wusste er aber nicht mehr. Fast gleichzeitig sprach Bray davon Baguettes essen zu gehen. Na also, hatte er es also doch ausgesprochen. Eigentlich nicht weiter verwunderlich. Seine Gedanken behielt Muriel nur selten für sich.
Als Bray dem Straßenmusiker zwei Euro zuwarf und einfach mal genau traf nickte Muriel anerkennend. "Du solltest Kugelwerfer werden." gab er von sich und wollte auf den Straßenmusikanten zugehen um zu sehen wieviel man mit so einer Sache so im Schnitt verdiente. Dieser packte aber in diesem Moment seine Sachen zusammen. Muriel hielt in der Bewegung inne und drehte sich wie ein Roboter wieder zu Jesus um. "Schade, schade." murmelte er. Aber er hätte wohl eh nie die Geduld gehabt so lange an einem Platz zu stehen und zu spielen. Obwohl... Wenn das Geld stimmte. Kurzerhand drehte er sich wieder zu dem Typen um, der in ihre Richtung ging. Praktisch.
"Hey." machte er auf sich aufmerksam und warf dem Musiker ein Grinsen zu. "Magst du mir verraten was du so an einem Tag verdienst? Ich habe grade überlegt ob ich nicht die Schule schmeiße und Karriere als Straßenmusiker mache." erklärte er.

Er wurde von der Begleitperson seines letzten Spenders angesprochen. Er blinzelte einmal überrascht, er wurde sellten angesprochen, selbst wenn er spielte. Dann lauschte er der Frage und zuckte mit den Schultern. "Hängt von der Zuhörerschaft ab. Heute hat es sich kau gelohnt.... 6 Euro in drei Stunden..." er lächelte matt. "aber auch ein Künstler brauch mal was in den Magen..." stellte er fest und legte seine freie Hand auf das Hemd dahin wo sein Magen war.
"Ich fürchte also zum Schule schmeißen lohnt es sich nicht..." meinte er schließlich und hielt inne. "Hab ich eben Baguettes gehört? Kann ich mich euch anschließen, ich kenne mich hier nicht aus." meinte er erklärend...

"Kugeln sind schwerer zu bewegen, mit ein wenig Übung und Augenmaß ist Treffen aber grundsätzlich einfach." erklärte Bray, bevor Muriel mit seinem seltsamen Verhalten anfing und vor- und zurücktappste.
Auch der Straßenmusiker kam ihnen hinterher, und Muriel sprach ihn an. Für jemand eher introvertieren wie Bray war das ein unbegreifliches Verhalten, allerdings war Adnan auch extrovertiert gewesen, wurde ihm schmerzhaft klar. Der junge Musiker erklärte, dass er auch hungrig sei und Bray nickte innerlich die seltsame Ausstrahlung, die ihn eben hatte stocken lassen, damit ab. Er nickte auf Jackies Frage hin. "Ich hab da nichts gegen."

"Übung erfordert Geduld und Geduld ist echt nicht meine Stärke." erwiderte er. Damit war das Thema für ihn auch erledigt. Irgendwie wärs eh langweilig immer zu treffen. Dann konnte man sich gar nicht so sehr über einen Treffer freuen. Immerhin traf man dann immer.
Muriel verzog das Gesicht als Jackie ihm seinen Lohn eröffnete. "Ja, das Schule schmeißen lass ich dann lieber mal." meinte er. Für 2 Euro pro Stunde lohnte sich das echt nicht. Wow, er konnte rechnen, cool. Brachte die Schule ja doch was. Obwohl es im Leben wohl nicht sehr hilfreich war 6 durch 3 teilen zu können. Obwohl... Er hatte sich ja jetzt dagegen entschieden die Schule zu schmeißen. Das war doch postiv. Oder eine Verschwörung. Hm... Er stoppte sich schnell in Gedanken. Über Blödsinn konnte er später noch nachdenken.
"Klar, kannst du. Und du darfst sogar." grinste er. Für Muriel war es nichts neues auf die Schnelle Kontakte zu knüpfen deshalb stellte er sich gleich mal vor: "Ich bin Muriel. Und ich spiele auch Gitarre, die leider grade total in meinem Zimmer verstaubt." erzählte er einfach mal und deutete schließlich auf Bray. "Und das ist Jee... Bray." verbesserte er sich schnell. Da hätte er doch fast den richtigen Namen von Jesus vergessen. Aber ja noch gut gerettet. Auch gar nicht auffällig oder so.

Ohje. Wenn das mal nicht schief gehen würde, Muriel versprach sich ja jetzt schon.
Etwas nervös war Bray schon. Und hungrig.
Dennoch lächelte er freundlich und würde Jackie, nachdem dieser Muriel die Hand gegeben hatte, ebenfalls geben. Die Gedanken von ihm kamen immer wieder zu Adnan zurück und Bray zwang sie immer wieder hinunter. Vielleicht nicht die beste Entscheidung, aber was sollte er sonst tun? In Tränen ausbrechen? Es gab Zeiten, in denen man das konnte und durfte, und gerade, so fühlte es der halbe Wüstenelf, gerade war das nicht so ein Zeitpunkt. "Sollen wir dann?"

"Hallo, ich bin Jackie." meinte er und schüttelte erst Muriels Hand, dann Brays. Als jemand, der 90% seines Tages auf der Straße verbrachte kannte er es ebenfalls schnell neue Leute kennen zu lernen. Manchmal waren es, wie jetzt, relativ normale, manchmal eher fragwürdige aber in der Regel hatte Jackie keine Berührungsängste.
"Gehen wir besser, sonst entscheidet mein Magen nachher dass knurren nicht mehr reicht und greift euch an." meinte er und wartete, in welche Richtung Muriel sich wenden würde, wahlweise würde er auch Bray folgen. "Ist Bray dein Spitzname oder warum hat er eben gezögert?" fragte er und legte das genau falsch herum aus.
Nicht, das er da jetzt eine Verschwörung witterte, aber es war doch zu auffällig.

(ich würde sagen der nächste geht ins Lokal )

"Frisst du uns dann?" fragte Muriel und wirkte dabei eher erfreut als verängstigt oder irritiert. Nein, er ging einfach von vorneherein davon aus, dass es sich um einen Scherz handelte. Oder um etwas ganz anderes. Aufressen im Sinne von Sex. Und das wäre nun wirklich nicht unpositiv. Jackie war ein hübscher Kerl, von dem wurde man doch gerne angeknabbert.
Muriel ging Richtung seiner Lieblingsbaguetterie los. Scheinbar hatte keiner der Beiden eine konkrete Vorstellung davon wohin sie sollten deshlab gab er jetzt einfach mal die Richtung vor.

GT: Baguetterie "La Maison"

Mit Messer und Knarre bewaffnet schritt Dean über den Marktplatz. Okay, er ging. Schreiten war definitiv nichts was Dean Winchester tat. Viel eher ging er, stopfte sich dabei einen halben Burger in den Mund und sah sich forschend um. Sammy hätte ihm jetzt wohl irgendwas zu seinen Manieren gesagt oder einfach nur den Kopf geschüttelt aber er hatte ja besseres zu tun. Sam und sein verdammtes Glück. Immer bekam er die hübschen Frauen dazu ihm zu vertrauen. Und er? Er bekam immer nur diesen Blick. Dieser Blick, der sagte: 'Dein Bruder ist ja ganz in Ordnung aber du? Dir traue ich nicht über den Weg.' Warum eigentlich? Er machte doch gar nicht so viel anders als Sammy. Er war nur etwas... eindringlicher. Naja, hauptsache war doch, dass die Frauen gewarnt waren, dass sie nicht ahnunglos von einer Gefahr in die nächste stolperten und nachher naja, eben starben, getötet von Vampiren, Werwölfen oder was auch immer diese Stadt hier noch zu bieten hatte. Dean wollte es gar nicht so genau wissen. Das was sie bisher hier angetroffen hatten, reichte ihm voll und ganz. Ein Werwolf, eine Horde Vampire, drei Rachegeister und ein undefinierbaren Etwas, was Dean einfach in Brand gesteckt und damit hoffentlich erledigt hatte. Eins war sicher: Bobby hatte nicht gelogen als er meinte man könnte sie hier gebrauchen.
Seine Aufmerksamkeit wurde von seinem dritten Burger auf etwas anderes gezogen. Eine kleine Versammlung mitten auf dem Marktplatz. Das an sich war ja nichts außergewöhnliches aber der Typ, der diese Versammlung anführte war außergewöhnlich. Außergewöhnlich seltsam. Mit irritiertem Blick schob er sich den Rest des Burgers in den Mund, verstaute das Papier in der Burgertüte und schritt -pardon, ging- auf die Versammlung zu. Mal sehen ob es sich um einen normalen Verrückten handelte oder um einen gefährlichen Verrückten. Ja, für Dean gab es normale Verrückte. Eben die, die vollkommen übergeschnappt aber harmlos waren. Also nicht von weiterem Interesse. Die andere waren dies allerdings schon. Vor allem in dieser Stadt in der es von gefährlichen Wesen nur so wimmelte.

Caranello war derjenige, der diese Menschenmenge unterhielt. Er war selber positiv überrascht davon, wie viele Leute heute gekommen waren, um ihn zuzuhören. Vielleicht lag es daran, dass er gestern den einen Typen - da, in der ersten Reihe - der von seinem Motorrad gekracht war und eigentlich einen Notarzt benötigt hätte, geheilt hatte.
Er? Nun, eher seine Herrin. Die Göttin Hyrasik - von der er gerade erzählte.
Er sprach von seiner Religion, von Gleichnissen mit den beiden ersten Gläubigen, Noko und Naka, sprach von der Erde als eine Weltenperle und davon, wie seine Herrin und ihr göttlicher Bruder Hyrosik Priester wie ihn in die Lage versetzten, Essen sättigender zu machen, fruchtbaren Regen zu beschwören oder eben Wunden zu heilen. Das heißt, keine Krankheiten oder Vergiftungen. Gleichzeitig war ja das Schöne an der Hyrrim-Religion, dass sie weder gleichgeschlechtliche Liebe noch andere Körperbedingte Dinge wie Sex oder Wetttrinken verurteilte. Im Gegenteil, Körperkunst wird gewürdigt. Sex konnte man schon fast als Beten betrachten, da es den Körper huldigte, wenn man sich vollends der Lust hingab.
Unruhe oder Zweifel musste dieses Mal nicht einmal er selber bekämpfen, der Motorradfahrer mit seiner Bikerjacke, die wohl von irgendeiner Gang stammte - davon hatte Caranello keine Ahnung, aber davon brauchte er auch keine Ahnung haben - stierte Unruhestifter und Zweifler an, kaum dass sie ihren Mund aufmachten, und die meisten waren dann lieber still, ehe man statt ihrer Kritik sie selber niederschlug.
Doch wer mutig genug war, seine Predigt zu unterbrechen, sollte auch Antwort von dem Wanderpriester mit den weißen Haaren kriegen: Zeigen, dass er heilen konnte, konnte er selbstverständlich, allerdings verbot es ihm seine Religion, dass er seine heilenden Kräfte auf sich selber anwandte. Sollte jedoch jemand einen gebrochenen Knochen oder eine Schürfwunde haben, oder einfach eine Beule, gar einen blauen Fleck - er würde nicht zögern, eben jenen Menschen den Segen seiner Herrin zuteil werden zu lassen.
Es war schon anstrengend allein zu missionieren und manchmal wünschte sich Caranello, dass er einen Begleiter von ungefähr seiner Größe hatte. Mensch, Elf, Zwerg - irgendjemand, der mit ihm vor der Menge stehen und diese vielleicht geschickter mit den Worten fesseln konnte als er selbst. Zwar war der gebräunte, muskulös gebaute Mann einige Male auf den Kopf gefallen, aber er wusste auch, dass Worte und Kopfdinge eben nicht seine Stärke waren. Das konnten soviele Wesen um so viel besser als er... andererseits hatte Hyrasik ihn ausgewählt, ihre heilige Waffe zu tragen. Er war ihre favorisierte Seele auf dieser Weltenperle - vermutlich sogar von allen derzeit Lebenden auf jedweder Welternperle. Und diese Tatsache erfüllte ihn mit einem Stolz, der es ihm leicht machte, jeden Tag nur drei Stunden zu schlafen, jeden Tag mindestens sechs lange Gebete in der unüblichen Gebetshaltung zu praktizieren und die stundenlangen Kampfsportübungen machten ihm sogar Spaß, selbst, wenn sie nicht auch noch dafür Sorgen würden, dass er den Wünschen seiner Religion nachkam und mit guten Beispiel der hoffentlich bald wachsenden Glaubensgemeinde vorranging.

Was zum Teufel? Genau das ging ihm durch den Kopf nachdem er sich ein paar Minuten der Predigt dieses... Predigers angehört hatte. Wenn man ihn denn so nennen konnte. In seine komischen Outfit wirkte er eher wie ein... schwuler verrückter Möchtegern-Prediger. Ja, genau so sah der Typ aus. Und genauso klang auch das, was er predigte. Diese Religion hörte sich nach vollkommenen Hirngespinst dieses schwulen verrückten Möchtegern-Predigers an und war es wahrscheinlich auch. Wer auch immer sich die Mühe machte eine ganze Religion aufzuziehen. Aber es gab ja eine Menge Verrückter. Dean wusste wovon er sprach. Er hatte schon eine Menge getroffen. Und eine Menge ausgelöscht. Aber auch eine Menge Leben lassen denn manche von denen waren auch einfach nur verrückt, mehr nicht. Genau das galt es hier herauszufinden. War der schwule verrückte Möchtegern-Prediger gefährlich oder nicht?
"Du kannst also heilen?" fragte er einfach mal grade heraus. Wenn er sowas behauptete würde er es ja auch vorführen können. Hoffentlich ohne Erfolg. Oder mit deutlichen Zeichen eines übernatürlichen Phänomens. Denn Wunderheiler waren für Dean ja nichts neues. Deshalb wusste er auch ganz genau worauf er achten musste wenn dieser Typ seine Heilfähigkeiten vorführte.
"Zeig uns das doch mal." forderte er den Prediger auf, machte aber keine Anstalten sich selbst als Vorführobjekt zur Verfügung zu stellen. Aber da fand sich ja bestimmt auch irgendjemand anders.